Westfalenpost am 21.06.2022: Lions finanzieren Taxi-Fahrdienst ukrainischer Kinder von Oeventrop nach Niedereimer.
Wenn die Klingel das Ende der letzten Stunde in der Wannetal-Grundschule in Niedereimer einläutet, steht vor der Dependance des Schulverbundes Regenbogenschule bereits das Taxi und wartet auf seine kleinen Fahrgäste. Mit Unterstützung des Lions-Clubs Arnsberg/Sundern können fünf aus der Ukraine vor dem Krieg geflüchtete Kinder so den Schulweg zwischen ihren Wohnorten in Oeventrop und Niedereimer zurücklegen.
Das Prinzip „Kurze Beine, kurze Wege“ geht hier nicht auf. Die Kinder, die anfangs in der Flüchtlingsunterkunft in der Turnhalle und nun in privatem Wohnraum in Oeventrop leben, waren vom Kreis zunächst der Grundschule in Niedereimer zugeteilt worden, weil es in Oeventrop keinen Platz mehr gab. „Hier haben wir sie dann richtig empfangen mit Schultüte und Willkommensgrüßen“, erzählt Schulleiterin Andrea Deyda. Als sich später dann die Möglichkeit auftat, dass die Kinder wieder nach Oeventrop wechseln könnten, habe das aber wenig Sinn gemacht. „Die Kinder müssen ja mal irgendwie ankommen“, sagt auch die Oeventroper Flüchtlingshelferin Deborah Flüs.
Das Problem: Einen Fahrdienst für die Kinder, die aus Oeventrop nach Niedereimer fahren, will und kann die Stadt Arnsberg nicht organisieren. Die fünf Viertklässler sollten mit dem Bus fahren. „Das ist aber gar nicht so einfach, wenn man hier gerade im Land angekommen ist und die Sprache nicht spricht“, so Deborah Flüs. So war es vorgekommen, dass die Kinder im falschen Bus gesessen haben und in Neheim ausstiegen. „So eine Situation ist dann ja auch für die Eltern nicht einfach“, erklärt Valerie von Rüden. Sie koordiniert die Flüchtlingsarbeit in Oeventrop.
Mit dem Lions Club Arnsberg/Sundern wurde aber eine gute Lösung gefunden. Die „Oeventroper Kinder“ aus der Ukraine werden morgens mit dem Taxidienst Dora zur Schule nach Niedereimer und mittags zurückgebracht. Bis zu Beginn der Sommerferien wird sich der Lions Club Arnsberg/Sundern diese spontane und unbürokratische Hilfe rund 1100 Euro für am Ende 20 Fahrten kosten lassen. „Eigentlich sollte sich sicher die Stadt drum kümmern“, meinen Thomas Schuh und Vize-Präsident Uli Sindern vom LC Arnsberg/Sundern, „da das nicht passiert, helfen aber auch wir da gerne“. Über das Gespräch mit der Oeventroper Flüchtlingshilfe sei schnell klar geworden, dass Lions hier einspringen kann. „Es ist ja wichtig, wenn uns gezeigt wird, wo es kneift“, so Thomas Schuh.
Für den Lions Club Arnsberg/Sundern ist die Übernahme der Taxikosten nicht der einzige Beitrag zur Hilfe für Ukraine-Flüchtlinge. Insgesamt 10.000 Euro wurden bereits für diverse Projekte (z.B. ipads mit Übersetzungs-Apps, Wohnraum etc.) in beiden Städten bereitgestellt.
Für Schulleiterin Andrea Deyda ist wichtig, „dass die Kinder hier bei uns in der Schule gut angekommen sind und sich eingelebt haben“. Das habe gut geklappt. Insgesamt seien es sieben ukrainische Kinder, die zu integrieren seien. Mit Hilfe von Sprachförderung - auch durch den Internationalen Arbeitskreis organisiert - klappe das gut. „Mathematisch sind sie unseren Kindern sogar etwas voraus“, sagt Andrea Deyda. Nachmittags, so erzählt sie, würden einige Kinder auch am Online-Unterricht mit ihrer Lehrerin aus der Schule in ihrer ukrainischen Heimat teilnehmen.